Schnaps mit der Liebe

Leseproben

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Ich bin 35. Mein Leben nicht.

An einem Samstagnachmittag saß es am Ende meiner Couch und sagte: „Wir müssen reden.“ Es war klar, dass das kommen würde. Wir sind seit 35 Jahren zusammen. Es gibt nicht viele, die das schaffen. Albatrosse vielleicht, Gibbons und Die Flippers. Wir haben es also schon ganz schön lange miteinander ausgehalten, mein Leben und ich. Ich weiß nicht, ob es Liebe ist, wir sind nicht immer einer Meinung, hadern viel und wundern uns über den anderen. Aber ich will auch kein anderes. Ich brauche es. Es fordert mich. Und umgekehrt halte ich es auf Trab. Manchmal stelle ich die Regeln auf, manchmal bestimmt mein Leben, wo es lang geht. Ich verstehe seine Entscheidungen nicht immer, aber ich weiß, es hat sich was dabei gedacht. So eine Beziehung ist harte Arbeit, das wissen wir beide. Und ich dachte eigentlich, wir reden schon viel miteinander, aber jetzt ist es offensichtlich mal wieder Zeit für ein Mitarbeitergespräch. …

Das Liebesleben

Schnaps mit der Liebe

Ich habe die Liebe getroffen. Sie war anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Letzthin endete ich nach einem Cocktailabend mit Freunden unerwartet in einer Kaschemme. Irgendetwas hatte mich hineingezogen, und so saß ich plötzlich in diesem ranzigen alten Laden in schummrigem Licht an der Bar. Außer mir saß nur noch eine etwas abgewrackte Dame mit zauseligem Haar und wilden Klamotten an einem der Tische in der Ecke und redete auf die leeren Schnapsgläser vor sich ein: „Wozu mach‘ ich das eigentlich? Wozu? Das hat doch alles keinen Sinn.“ Sie sah irgendwie fertig aus. Der Barmann stellt mir ein Bier hin, bemerkte meinen Blick zu der Dame und meinte beiläufig: „Das ist die Liebe.“ Ich schaute ihn ungläubig an: „Nein!“ „Doch. Die kommt öfter. Scheint eine Art Identitätskrise zu haben. Oder Burnout.“ Ich sah, wie er ihr ein weiteres Glas Schnaps einschenkte und es ihr brachte. Doppelkümmel. Wie bitte? Die Liebe trinkt Doppelkümmel?…

Das private Leben

Mein Leben will keine Kinder.

„Dieser gutaussehende Mann da mit dem Kind auf dem Arm, der so lässig den Kinderwagen schiebt, das könnte meiner sein.“ „Isser aber nicht“, gibt mein Leben flapsig zurück. Wir stehen am Bahnhof des Lebens, weil ich mich mal nach den Reisemöglichkeiten mit der Destination Kinder erkundigen will. Ich habe nämlich das Gefühl, der Zug ist schon abgefahren. „Da kommt schon noch einer“, sagt mein Leben, „dein Zug hat einfach Verspätung.“ „Aber was ist, wenn er erst in fünf Jahren kommt? Will ich dann da noch mitfahren? Mit 40? Und wer weiß, ob dann mein Ticket überhaupt noch gilt.“ Darauf kann ich mich also nicht verlassen. Außerdem fehlt mir ja sowieso noch die passende Reisebegleitung. Ich schaue mein Leben an: „Das war eigentlich deine Aufgabe, sich darum zu kümmern.“ Mein Leben weicht aus „Ich hatte halt einfach so viel anderes zu tun. Aber wir können ja mal in der Bahnhofshalle schauen, vielleicht wartet da auch jemand auf seinen Zug.“ …

Das öffentliche Leben

Sauna

„Schau mal, es geht noch schlimmer“, sagte mein Leben mit einem schmunzelnden Blick. Wir waren in der Sauna. Um uns herum nackte Haut in allen verfügbaren Formen und Texturen. Das Erstaunlichste allerdings: weit und breit war kein Instagram-Körper zu sehen. Nirgendwo glänzte makellos straffe Haut auf wohldefinierten Körpern. Stattdessen kam ich mir vor wie in einem Showroom für abgenutztes Leder, aufgehangen an mehr oder weniger geraden Gestellen. Von Furchen und Dellen durchzogen hing Haut mal flach, mal faltig über Knochen oder bedeckte deutliche Fettreserven. Hier war nichts geschönt. Die Sauna ist ein Bereich, wo Photoshop nicht mehr greift. Hier herrscht Realität pur. …

Das sinnvolle Leben

Die Jagd nach dem Glück

„Schau mal, wir sind zu einer Jagdgesellschaft auf einem edlen Landgut eingeladen“, überraschte ich mein Leben letzthin. „Na super, wo wir ja ein großer Fan davon sind, wehrlosen Tieren hinterherzujagen“, mein Leben schien nicht so begeistert. „Nein, nein, bei dieser Jagd geht es um etwas anderes“, erklärte ich, „es ist die Jagd nach dem Glück.“

Eine solche Gelegenheit darf man sich natürlich nicht entgehen lassen! Ich sah mich schon mit einer Trophäe aus unendlichem Glück zurückkehren. Ob das Glück wohl ein Geweih hat, fragte ich mich, und ob man es auch köpfte, damit man es dann dekorativ über den Kamin hängen kann?  …

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